Lesung vor Regenbogen AGs: Lutz van Dijk zu Besuch an der Leibnizschule
Zu Beginn des neuen Schuljahres bekam die Leibnizschule Besuch des deutsch-niederländischen Autors Lutz van Dijk, der am 15.8.24 vor Mitgliedern von Regenbogen- bzw. Vielfalt- und Queer-AGs aus Hannover und einigen Allys las und erzählte.
Lutz van Dijk wuchs in den 1970er Jahren in West-Berlin auf, wanderte mit 18 für ein Jahr in die USA aus und kam danach zurück nach Deutschland. Hier begann er mit seinem Lehramtsstudium und übte den Lehrerberuf zunächst auch aus. Er lebte unter anderem in Hamburg und später in Amsterdam, in dieser Stadt lernte er auch seinen Lebenspartner kennen. Seit 2001 leben beide mit ihrer Familie in Süd-Afrika und leiten die Stiftung HOKISA, die sich für von AIDS betroffene Kinder und Jugendliche in einem Township einsetzt.
Der Kontakt zwischen Lutz van Dijk und unserer AG gelang über Annette Gudsuzian, die die Veranstaltung organisierte. Van Dijk plante gemeinsam mit dem Friedrich-Bödecker-Kreis eine Lesung seiner Bücher in Hannover zu veranstalten und da seine Bücher auch von queeren Themen handeln, war sein Wunsch, einmal vor RegenbogenAGs zu lesen. So kontaktierte er uns per Mail mit dieser Bitte. Glücklicherweise wurde die Lesung vom Bödecker-Kreis großzügig finanziell unterstützt, so dass es uns gelang, den Autor wirklich nach Hannover zu holen.
Am 15.8.2024 lauschten ihm dann nicht nur Schüler*innen und Lehrkräfte der Leibniz, sondern auch Schüler*innen der Elsa-Brändström-Schule, Goetheschule und Wilhelm-Raabe-Schule waren mit ihren AG-Leitungen bei uns zu Gast. Zunächst begrüßte unsere Schulleiterin, Susanne Bürig-Heinze, Lutz van Dijk und führte so in den Vormittag ein. Zu wissen, wer man sei und diese Suche nach Identität als einen Weg und Prozess zu sehen, bei dem auch durch das Miteinander, durch Vorbilder und auch Bücher Möglichkeiten des Sich-Findens geschaffen werden, hob sie hervor und van Dijk griff dies später wieder auf.
Mit der Bezeichnung „schwul“ oder „homosexuell“ habe der Autor als Teenager nichts anfangen können, habe sie (auch zu Schimpfwörtern degradiert und mangels der Erfahrung gelingender Repräsentation) eher von sich gewiesen. Erst durch persönliche Kontakte, durch das Erfahren von Liebe, selbst, wenn sie nicht genauso erwidert wurde, sei es für ihn eine fühlbare Identität geworden, in die er hineinwachsen konnte.
Drei seiner Bücher hatte er dabei: „Verdammt starke Liebe“, „Kampala – Hamburg“ und „Irgendwann die weite Welt“. Zu jedem dieser Bücher bekamen wir eine Einführung und erlebten so eine Lesung, die mehr ein Erzählen der Geschichten hinter den Büchern bzw. zum Entstehen der Bücher glich. So erfuhren wir einiges aus seinem Privatleben (worum es in „Irgendwann die weite Welt“, einem eher autobiografisch angelegten Roman, auch geht), weshalb wir leicht mit ihm auf eine gleiche Ebene kamen, welche es uns erleichterte, frei mit ihm reden und in den Austausch gehen zu können. Wir erfuhren von den Schwierigkeiten queerer Identität in den 1960er und 70er Jahren, ebenso die biografischen Hintergründe zu „Verdammt starke Liebe“, einer Liebesgeschichte zwischen Stefan K. (dessen wahre Identität wir erfuhren) und Willi, einem Wehrmachtssoldaten, während des 2. Weltkriegs, die letztlich mindestens für Stefan schmerzlich und in Haft und Folter mündete.
Insofern war es van Dijk ein besonderes Anliegen, als am 27. Januar 2023 erstmals explizit auch der NS-Opfergruppe der Homo- und Bisexuellen im Deutschen Bundestag gedacht wurde. An diesem Prozess war er maßgeblich beteiligt und hielt zu diesem Anlass selbst auch eine Rede.
So hatten wir für ca. eineinhalb Stunden einen Zeitzeugen und einen Meister des Erzählens bei uns zu Gast, der sich ganz auf uns einließ und wir uns auf ihn. Die Zeit verging wie im Flug und per Bahn ging es für van Dijk anschließend gleich weiter und auch für uns mit dem Schulalltag.
Noch am gleichen Abend schrieb er Frau Gudsuzian per E-Mail: „Die Zeit mit den jungen Menschen war ein großes Geschenk! Danke von Herzen dafür!“ Auch wir als AG möchten uns noch einmal herzlich bei Lutz van Dijk bedanken für seinen Besuch, der uns in Erinnerung bleiben wird!
Isabel A. für die Regenbogen AG